HILFE! Mein Sohn spricht Darabisch – Herausforderungen bilingualer Eltern

Dass ich meine beiden Kinder bilingual erziehe, ist für mich so indiskutabel wie das Amen in der Kirche, Moschee oder der Synagoge. Wie, wenn nicht auf Arabisch, soll ich Lalo im Supermarkt anmachen, wenn er das Ü-Ei an der Kasse schon zum zehnten Mal aus dem Regal nimmt? Ich schiebe dann ein paar pädagogisch wertvolle Kommentare auf Deutsch hinterher, um den Anschein einer stets gefassten Mutter zu wahren. Bei unseren Telefonaten mit den ausschließlich Arabisch-sprechenden Großeltern im Ausland drehe ich den Spieß einfach um. Wenn Lalo sich während der Telefongespräche jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen lässt, braucht er ein paar motivierende (mahnende) Worte, die sich viel leichter auf Deutsch sagen lassen.

NATÜRLICH ist das nicht der ausschlaggebende Grund für meine Entscheidung die Kids bilingual zu erziehen. Ich bin selbst zweisprachig (Arabisch/Deutsch) aufgewachsen und kann mich bei meinen Eltern nicht genug für die Vorteile dieser Mehrsprachigkeit bedanken: Jede Sprache ist der Schlüssel zu einer neuen Welt, Perspektive und Kultur. Ich sehe es jetzt als gigantische Bereicherung, den Zugang zu zwei Welten zu haben. Das beobachte ich ganz besonders, wenn ich mich darüber mit Bekannten unterhalte, die Eltern mit unterschiedlichen Sprachen haben aber ‚nur’ einsprachig erzogen wurden. Viele finden es sehr schade, die Sprachen der Eltern nicht zu beherrschen. Und je älter man wird, desto schwerer fällt es einem, sich eine zweite, dritte oder vierte Sprache anzueignen. Ganz abgesehen davon, dass es im Alter keine Muttersprache mehr wird, sondern auf ewig eine Fremdsprache bleibt. Ich lege also jeder Mutter und jedem Vater ans Herz, seinem Kind so viele Schlüssel wie möglich mit an die Hand zu geben.

Einige sind bei diesem Vorhaben gescheitert und auch ich habe noch einen ziemlich steilen Weg zu gehen, um diese Herausforderung zu meistern. Ich muss nämlich sehr nüchtern zugeben, dass es mir in jedem Jahr in dem Lalo älter wird, schwerer fällt, die mehrsprachige Erziehung aufrechtzuerhalten. Bis zu seinem dritten Lebensjahr verlief bei Lalo alles sehr easy. Er hatte seinen Arabisch-sprechenden Papi und mich, meine Arabisch-sprechende Familie im schönen Aachen und sogar eine Arabisch-sprechende Tagesmutter, Latifa. Ohne Latifa würden wir das ein oder andere von ihr eingeführte marokkanische-arabische Wort missen. Süßigkeiten heißen bei uns nämlich auch heute noch ‚7alwa’. Deutsch hat Lalo in der ersten Phase seiner Sprachentwicklung nur passiv aufgenommen. Mit unserem Umzug ins Schwabenland hat sich der sprachliche Schwerpunkt dann schlagartig verändert. Lalo hat in 2-3 Monaten Deutsch sprechen gelernt (ja, das dauert wirklich nur so lange!). Hier vielen Dank an die bezaubernde Tagesmutter Petra und ihre einzigartige Tochter, die mit Lalo die ersten Schritte in der Deutschen Sprache gegangen sind.

Es verlief also alles perfekt: Lalo sprach mit seinen 3 Jahren sicher Arabisch und lernte schnell Deutsch. Jetzt ist Lalo fast 5 Jahre alt und wir sind ziemlich abgerückt von dem perfekten Zustand, in dem beide Sprachen ihren Platz hatten. Heute mischt Lalo nämlich am allerliebsten beide Sprachen und es entstehen Sätze wie: „holini min el Kindergarten“ (= Kannst du mich vom Kindergarten abholen?). Ich musste echt ein paar Mal nachhaken, bis ich verstand, dass er das Verb ‚holen’ in den primär arabischen Satz passend integrierte. Am zweitliebsten spricht er Deutsch mit uns und der Wortschatz wächst und wächst während der Arabische im Vergleich dazu auf der Strecke bleibt. Die dritte Option nur Arabisch zu sprechen versucht er, eigentlich umgehen. In meinen Unterhaltungen mit ihm höre ich stetig meine eigene Mama in den Ohren, die mir sagt „bil araby – auf Arabisch bitte“. Oh, wie ich diese Aufforderung als Kind geliebt habe. Nicht. Denn auf Arabisch kamen die Wörter nicht so schnell hoch geschossen wie auf Deutsch. Trotz meines Mitgefühls, das ich meinen Kindern deshalb entgegenbringe, muss ich an meinem Vorhaben festhalten, Lalo und seiner Schwester SaM diesen Schlüssel mitzugeben. Ich kann mir ein Leben ohne die zweite Welt nicht vorstellen und genau diese Möglichkeit möchte ich meinen Kindern bieten. Ganz abgesehen von meiner eigenen Erfahrung, habe ich eine Sammlung erfolgreicher Strategien anderer (mu)mamis zusammengefasst, die dabei helfen, die Herausforderung der bilingualen Erziehung zu meistern. Diese Sammlung bündle ich in meinem kommenden Artikel für euch.

 

Habt ihr auch eine gute Strategie gefunden? Teilt Eure Tipps gerne in den Kommentaren, Ich bin mir sicher, dass jede bilinguale (mu)mami, die sich hierher verirrt, für jeden Ratschlag dankbar ist.

 

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